Das Leidissoo Moor liegt im Nordwesten Estlands etwa 60 km südwestlich der Hauptstadt Tallinn. Es handelt sich um ein saures, teilweise mit Hochmoorwald bedecktes Übergangsmoor mit kleineren Niedermoorflächen und Hochmoorlinsen. Das gesamte Gebiet weist Torfschichten auf und ist eingebettet in zwei weitere hydrologisch unabhängige Moorkomplexe Sendrissoo und Mändrissoo, die sich in einem guten natürlichen Zustand befinden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das insgesamt 6.000 ha große Leidissoo Moor für die Nutzung als Futter-Heuwiesen teilweise entwässert. Das an das östlich vom Leidissoo Moor angrenzende Flusssystem wurde begradigt und kanalisiert, um Wasser aus den Entwässerungsgräben aufzunehmen. Heute sind noch ca. 1.700 ha direkt von der Entwässerung betroffen und ca. 4.000 ha indirekt.
Auf 869 ha werden Wiedervernässungsmaßnahmen durchgeführt. Das Moor ist Teil eines EU-Natura-2.000-Schutzgebiets und fällt damit unter die Vorschriften des estnischen Naturschutzgesetzes. Das streng geschützte Leidissoo Gebiet ist estnisches Staatsland, das von der Estnischen Staatsforstgesellschaft (Riigimetsa Majandamise Keskus – RMK) verwaltet wird. Das Schließen von Entwässerungsgräben wird den Wasserspiegel anheben und somit die weitere Torfreduktion und die Treibhausgasemissionen stoppen. Die im Sommer 2024 abgeschlossene technische Planung sieht vor, dass dazu 2025 und 2026 mehr als 500 Dämme zum Verschließen der Gräben gebaut werden.
Erste Berechnungen zur Minderung von Treibhausgasemissionen durch Wiedervernässungsmaßnahmen auf den 869 ha entwässerten Flächen in Leidissoo wurden von der Universität Tallinn durchgeführt. Die Berechnung ergab ein jährliches Potential von ca. 7.000 t CO2 Äq. und berücksichtigt die Verbesserung und Stabilisierung des Moorwasserspiegels durch die Wiedervernässungsmaßnahmen auf einer insgesamt betroffenen Fläche von 4.000-5.000 ha.
Zur Überwachung des Wasserstands wurden im Juli 2023 10 automatische Logger verteilt über das gesamte Projektgebiet, 2 weitere im April 2024 an der Nordgrenze des Projektgeländes sowie 5 weitere in der Nähe ausgewählter Gräben installiert. Am stärksten entwässert sind die Lebensraumtypen „entwässerter Moorwald“ und „junger/spärlich entwässerter Moorwald“. Die anderen acht Typen sind entwässert, aber nicht so stark von der Entwässerung betroffen wie die ersten beiden Lebensraumtypen. Um die ersten 12 Logger wurden permanente Parzellen von 10 x 10 m angelegt, um mittels Lebensraumtypen
Pflanzenbedeckungsanalyse wie in der folgenden Abbildung zu bestimmen.
Projekte wie dieses im Leidissoo Moor sind wichtige Beispiele für die europaweite Ausweitung der Moorwiedervernässung. PlanBe und die Succow Stiftung leisten dabei Pionierarbeit, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Insbesondere für moorreiche Länder wie die baltischen Staaten, die über hunderttausende Hektar trockengelegter Moore verrfügen sind, kann eine solche Zusammenarbeit ein Modell sein.